Prof. Meike Jipp
ist Direktorin des DLR-Instituts für Verkehrsforschung in Adlershof.
(Foto: DLR)
Prof. Meike Jipp
Berliner Eigengewächs oder hierher umgetopft?
Umgetopft … als eine Schwarzwälder Tanne! Nach Ausflügen in die Mannheimer Rheinebene, in das kanadische Ottawa Valley, in die Atlantikregion Lissabon und in das Braunschweiger Land habe ich in Berlin meinen neuen Wohlfühlort gefunden.
Was wollten Sie als Kind beruflich machen?
Ich wollte Meeresbiologie studieren, nach Kanada auswandern und Wale beobachten.
Was machen Sie heute wirklich?
Heute bin ich Direktorin des DLR-Instituts für Verkehrsforschung und beschäftige mich mit der Zukunft von Mobilität. Nachdem ich meine Kindheit und Jugend im Schwarzwald verbracht habe, entschied ich mich für ein Studium der Psychologie an der Universität Mannheim. Dort lernte ich neben der Psychologie die Ingenieurwissenschaften kennen und schätzen und sah die Chance, diese beiden Fächer miteinander zu verbinden: Welche ingenieurwissenschaftlichen Werkzeuge braucht der Mensch eigentlich genau? Mit der Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen beschäftigte ich mich zunächst im Rahmen eines Auslandsstudiums an der kanadischen Carleton University in Ottawa und später im Rahmen meiner Promotion zurück in Mannheim. Damals war übrigens Mobilität schon ein Thema für mich: Wie lässt sich die Steuerung eines elektrisch angetriebenen Rollstuhls insbesondere für Menschen mit körperlichen Schwerbehinderungen vereinfachen? Nachdem ich mich nach meinem Diplom nicht gleich für eine wissenschaftliche Karriere entscheiden konnte, arbeitete ich zwischendurch noch einige Monate lang für eine Stiftung in Lissabon, Portugal, und lernte somit die Politikberatung kennen – eine Tätigkeiten, von der ich auch heute noch profitiere. Nach Abschluss meiner Promotion blieb ich noch für kurze Zeit an der Universität Mannheim, bis ich dann bei einem Aufenthalt in den USA das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) kennenlernte und sah, dass das DLR gerade für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im interdisziplinären Kontext spannende Chancen bieten kann. Ich bewarb mich am DLR-Institut für Flugführung als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin und wurde 2010 eingestellt. Im Jahr 2014 wechselte ich an das DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik und leitete dann die Gruppe »Fahrerkognition und Modellierung«. Kurze Zeit später übernahm ich die Leitung der neu gegründeten Abteilung »Human Factors« am gleichen Institut. Diese Abteilung leitete ich bis Ende 2020. Seitdem bin ich Direktorin des DLR-Instituts für Verkehrsforschung in Adlershof.
Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf?
Vieles! Zunächst ist dies der Inhalt. Wir beschäftigen uns mit Mobilität, und Mobilität ist ein Thema, das im wahrsten Sinne des Wortes Menschen bewegt, und das geht jeden etwas an. Wie also wollen wir in Zukunft mobil sein? Was sollte sich verändern, so dass wir besser mobil sind? Was heißt eigentlich »besser«? Mit der Beantwortung dieser Fragen können wir die Zukunft verändern und genau dies gefällt mir. Ich mag an meinem Beruf außerdem den Kontakt zu anderen Menschen, die Einblicke in andere Gedankenwelten, das Erleben anderer Perspektiven. Und dank dieser Vielfalt wird es mir nie langweilig, und das ist auch gut so.
Meer oder Berge?
Berge … und am liebsten ganz oben mit einem tollen Blick über den angrenzenden Ozean.
Als Ausgleich zur Arbeit verbringe ich meine Zeit …
… beim Wandern mit meinem Partner, mit meinen Katzen, am Klavier.
Nach Sturz in einen Zaubertrank dürfen Sie sich eine Superheldinnen-Kraft wünschen – welche darf es sein?
Hellsehen … erkennen, wohin sich die Welt entwickelt, so dass ich weiß, an welchen Rädchen wir wie drehen müssen, um das zu erreichen, was wir erreichen müssen.
Wenn Sie eine Maßnahme für die Förderung von Frauen umsetzen könnten – welche wäre das?
Jedem Mädchen im Kindergarten ein – weibliches – Rollenvorbild an die Hand geben, welches ihnen zeigt, dass Eigensinn Spaß machen kann.
Ich suche/biete …
Ich suche Kooperationspartner und -partnerinnen, die die Mobilität von morgen mitgestalten möchten. Ich biete Daten sowie die geballte Kraft des Wissens meines Instituts darüber, wie Menschen und Güter heute mobil sind, wie sich die Mobilität in den nächsten Jahren entwickeln wird und welche Effekte zum Beispiel Technologien oder neue Antriebe auf die Mobilität von morgen haben.
Vielen Dank!
Die Fragen stellte Sanela Schlößer (LaNA)