Prof. Dr. Janina Kneipp
ist Professorin für Physikalische Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Prof. Dr. Janina Kneipp

Berliner Eigengewächs oder hierher umgetopft?

In eine andere Ecke eines mittelgroßen Blumenkastens umgesetzt kurz vor dem großen Freilandanbau. Aus einer thüringischen Kleinstadt nach Friedrichshain, aber alles noch vor Ende meiner Schulzeit.

Was wollten Sie als Kind beruflich machen?

Ich wollte viele Sprachen lernen und sie vergleichen, ihr System verstehen, vielleicht Übersetzerin werden oder Dolmetscherin.

Was machen Sie heute wirklich?

Ich habe zunächst Biologie studiert, an der Freien Universität, dann dort auch Physik. Meine Diplomarbeit habe ich am Robert-Koch-Institut angefertigt, in einer Arbeitsgruppe, die am Grenzgebiet zwischen Biophysik, analytischer Chemie und medizinischer Diagnostik angesiedelt war. Dort habe ich auch an meiner Promotion gearbeitet, zur Erkennung von Prionenerkrankungen (z. B. Rinderwahn) mit Schwingungsspektroskopie. Seitdem verbinde ich Fragen in der Biophysik mit denen der Materialforschung und nutze Optik und Photonik, um sie zu beantworten. Adlershof ist der perfekte Ort, um auf diesem Gebiet zu arbeiten. 2005 kam ich nach etlicher Zeit als Postdoc aus den Niederlanden und den USA zunächst an die BAM, 2008 dann an die Humboldt-Universität. Meine Gruppe arbeitet auch viel am BESSY, gleich schräg gegenüber vom Institut für Chemie.

Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf?

Mir gefällt besonders, selber etwas zu messen und zu erkennen. Oft ist zu wenig Zeit dafür, aber ich habe gelernt, dass ich mir diese zwischen allen anderen Aufgaben nehmen muss, damit mir mein Beruf Spaß macht. Außerdem bereitet es mir viel Freude, mit den Promovierenden und Postdocs aus meiner Arbeitsgruppe zusammenzuarbeiten und mit ihnen gemeinsam Neues zu lernen.

Meer oder Berge?

Meer. Wasser ist besonders gut, wenn man darin schwimmt. Aber auch in Brandenburger oder Mecklenburgischen Seen geht das prima.

Als Ausgleich zur Arbeit verbringe ich meine Zeit …

… mit Menschen, die ich mag. Mit Lesen, draußen, im Chor. Singen ist die einzige Möglichkeit, ohne tägliches Üben halbwegs »ernsthaft« zu musizieren.

Nach Sturz in einen Zaubertrank dürfen Sie sich eine Superheldinnen-Kraft wünschen – welche darf es sein?

Ort und Zeit zu überwinden, auch getrennt voneinander wäre schon okay.

Wenn Sie eine Maßnahme für die Förderung von Frauen umsetzen könnten – welche wäre das?

Nur eine Maßnahme reicht gewiss nicht. Quoten, zeitweise, rangieren ganz oben in meiner Favoritenliste. Aber gelebte (!) Bildungsgerechtigkeit für alle, unabhängig von Geschlecht und Herkunft, von der Kita bis zur Uni, wäre der echte Startpunkt hier bei uns. Nur dann besteht die Chance, dass andere Maßnahmen nachhaltig implementiert werden können, einschließlich aller jener, die den Mikrokosmos des akademischen Systems betreffen.

Ich suche/biete …

Ich suche interessante Strukturprobleme (vieler Art) und biete good vibrations (die im Idealfall zur Lösung führen).

Vielen Dank!

Die Fragen stellte Sanela Schlößer (LaNA)